Anlässlich der jüngsten Kirchenrenovierung griff Pfarrer Hubert Brähler das Anliegen zusammen mit den Mitgliedern des Verwaltungsrates der Kirchengemeinde auf und lud im Januar 2010 alle Interessierten zu einer ersten Informationsveranstaltung über eine neue Pfeifenorgel für die Pfarr-kirche St. Maria Magdalena in Borsch ein. In dieser Versammlung hob Regionalkantor Christopher Löbens die Vorzüge einer Pfeifenorgel gegenüber einer elektronischen Orgel hervor. Nach dem mehrheitlichen Votum aller Anwesenden für eine Pfeifenorgel bereitete der Regionalkantor die nö-tigen Ausschreibungsunterlagen für eine neue Orgel mit 12 Registern vor. Deren in Aussicht gestellte Kosten sollten bei ca. 120.000,- € liegen.
Im März 2010 wurde eine Orgelfahrt zu neueren Orgeln in Thüringen durchgeführt. In der Folgezeit hatte sich die Kirchengemeinde Angebote bei drei von fachlicher Seite vorgeschlagenen Orgelbau-werkstätten eingeholt. Im Juni 2011 fand eine weitere Veranstaltung statt, bei der Regionalkantor Löbens die abgegebenen Angebote erläuterte. Demnach lagen die Preise für eine 12-registrige zweimanualige neue Orgel bei 200.000 und 230.000 €. Diese Summe - da waren sich alle einig - wäre nach den finanziellen Opfern vieler Kirchenmitglieder für die jüngst erfolgte Kirchenrenovierung in dem 600-Seelen Dorf nicht aufzubringen. So erklärte sich Pfarrer Uwe Hahner bereit, nach Alternativen auf dem Gebrauchtorgelmarkt Ausschau zu halten, denn es sollte eine Pfeifenorgel in die Kirche kommen.
Nachdem 1963 die letzte Pfeifenorgel aus der Borscher Kirche verschwand, befindet sich neben weiteren kleineren Übergangsinstrumenten nun schon die dritte elektronische Orgel auf der Empore. Und auch sie zeigt bereits Verschleißerscheinungen. Einige Register spielen nicht mehr, Lautsprecher sind zum Teil ausgefallen. Die Neuanschaffung einer guten elektronischen Orgel mit entsprechenden Lautsprecherboxen beläuft sich für einen Kirchenraum wie den in Borsch zwischen 30.000 und 80.000 €. Auch wenn die heutigen elektronischen Orgeln aufgrund ihrer Sampling-Technik besser klingen als je zuvor und auch gegen Feuchtigkeit geschützt sind, Ersatzmaterialien seitens der Herstellerfirmen werden nur 30 Jahre lang vorgehalten. Fehlt dann ein Teil, muss wieder eine neue Orgel her. Elektronische Orgeln sind daher auf lange Sicht teurer als rein mechanische Pfeifenorgeln und können immer nur Übergangslösungen sein.
Elektronische Orgeln halten Jahrzehnte, Pfeifenorgeln überdauern Jahrhunderte.
Das beweisen die historischen Orgeln der umliegenden Ortschaften, z. B. in Schleid, Geisa, Bremen, Buttlar und Bermbach.
Ein weiterer Grund, warum eine Pfeifenorgel einer elektronischen vorzuziehen ist: Allein eine Pfei-fenorgel vermag es, einem Kirchenraum Leben einzuhauchen.
„Eine Kirche ohne Orgel ist wie ein Körper ohne Seele“. Dieser Ausspruch Albert Schweitzers bezieht sich auf eine Orgel, deren Töne durch Luft erzeugt werden, die durch die Pfeifen strömt. Der natürlich erzeugte Klang einer Pfeifenorgel ist durch keine noch so gute Elektronik zu ersetzen.
Für das Echte gibt es keinen Ersatz.
Wer sich heute für eine gute Pfeifenorgel entscheidet, schafft Werte, an denen noch Generationen ihre Freude haben werden.
Auf der Suche nach einer guten gebrauchten Pfeifenorgel wurde Pfarrer Hahner von Fachleuten aus unterschiedlichen Richtungen auf den besonderen Klang der Englischen Orgeln hingewiesen. Der Orgelbau im Britischen Empire hat in den vergangenen 120 Jahren eine eigene Entwicklung mit hervorragenden Material- und Klangqualitäten genommen. Im Gegensatz zu den oft schrill klingenden neobarocken Orgeln deutscher Nachkriegszeit erklingen historische englische Orgeln grundtönig warm, rund, satt, voluminös, ja geradezu majestätisch. Dieser von der Romantik bestimmte Orgelklang kommt unserem heutigen Hörempfinden sehr entgegen. Aufgrund der Schließung vieler Kirchen in England werden deren historische Orgeln nun zu günstigen Preisen angeboten. Mit der Anschaffung einer solchen Pfeifenorgel könnte für die Situation in Borsch aus der Not eine Tugend gemacht werden. Neben den Vergleichsangeboten zweier weiterer Orgelbauer für eine englische Orgel entschied sich daher der Verwaltungsrat am 1.2.2012 - vorbehaltlich der Finanzierbarkeit (!) - für das beste und zugleich günstigste Angebot: Für die Anschaffung einer 16-registrigen englischen Orgel durch den slowenischen Orgelbauer Anton Skrabl. Von Skrabl stammt auch die Orgel, die in die Wiesenfelder Kirche eingebaut wurde. Von daher bestanden schon Kontakte zu dieser Orgelbaufirma. Die von Skrabl angebotene Englische Orgel kostet nach Anpassung an die Platzverhältnisse auf der Borscher Empore und der Renovierung einschließlich neuem Gehäuse und Prospektgestaltung rund 100.000 €. Ein Angebot, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Im Neuzustand wäre dieses Instrument bei seinen Klangqualitäten und technischen Möglichkeiten mehr als das Dreifache wert.
Auf einer Besichtigungsfahrt im Januar 2012 nach Rogaska Slatina zur Orgelbauwerkstatt Skrabl konnten sich Prof. Kaiser, der Orgelsachverständige des Bistums Fulda, Alexander Schüler aus Borsch und Pfarrer Uwe Hahner von der Qualität der Orgeln dieser Orgelbaufirma und vom guten Zustand der englischen Orgel überzeugen. Die Orgel ist frei von jeglichem Holzwurmbefall, ihre Einzelteile sind in gutem Zustand, die Pfeifen von hervorragendem Klang. Sie stammt aus einer anglikanischen Kirche, die geschlossen wurde. Die rein mechanische Orgel besitzt neben folgenden 16 Registern alles, was zu einer guten Orgel gehört:
I. Manual: HW C – g'''
1. Open Diapason 8'
2. Dulciana 8'
3. Hohlflute 8'
4. Principal 4'
5. Harmonik Flute 4'
6. Stopped Diapason 8'
II. Manual: SW C – g'''
7. Lieblich Bourdon 16'
8. Open Diapason 8'
9. Stopped Diapason 8'
10. Vox Angelica 8'
11. Voix Celestes 8'
12. Principal 4'
13. Oboe 8'
14. Cornopean 8'
Tremolo
Zimbelstern (soll neu hinzu)
Pedal:
15. Bourdon 16'
16. Bassflute 8'
Das II. Manual ist mit einem Schwellwerk versehen, das ein dynamisches Spiel ermöglicht, was gerade für romantische Orgelmusik typisch ist. Das 16’-Register im II. Manual gibt auch dem im Pedalspiel ungeübten Organisten die Möglichkeit, die Bassstimmen „in die Hand zu nehmen“. Fünf vorgegebene Registerkombinationen von Pianissimo bis Fortissimo dienen als Registrierhilfen. Die Orgel besitzt die gängigen Koppeln II/I, I/P, II/P. Eine Superoktav im Schwellwerk (Register erklingen zusätzlich eine Oktave höher) dient neben den Prinzipalstimmen und den beiden Zungenregistern, Oboe und Cornopean, als Klangkrone. Ein neuer Zimbelstern (kleines Glockenspiel), der zusätzlich in die Orgel kommt, soll das ansonsten historisch belassene Orgelwerk für besondere Anlässe hörbar ausschmücken. So wird der Zimbelklang die Bedeutung großer Feste im Kirchenjahr, wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten hervorheben oder persönliche kirchliche Feiern wie grüne, silberne, goldene, diamantene Hochzeiten, Taufen, Erstkommunionfeiern etc. klanglich auf besondere Weise krönen.
„Die Orgel wird seit alters und zu Recht als die Königin der Instrumente bezeichnet, weil sie alle Töne der Schöpfung aufnimmt und die Fülle des menschlichen Empfindens zum Schwingen bringt.“ (Papst Benedikt XVI.)
Mit dieser Königin der Instrumente aus England soll nun eine Orgel nach Borsch kommen, die aufgrund ihres einzigartigen herausragenden Klanges sicher einmal mit Stolz als die „Queen vom Ulstertal“ bezeichnet werden kann.
Text: Uwe Hahner
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