Seit 1972 führt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) alle zehn Jahre eine breit angelegte und repräsentative Untersuchung durch, um die evangelische Kirche aus der Sicht ihrer Mitglieder und seit 1992 auch von Konfessionslosen zu erforschen. Die aktuelle Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU 6) wurde am Dienstag (14. November 2023) während der Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Ulm vorgestellt. Erstmals ist an dieser repräsentativen Erhebung auch die Katholische Kirche als Juniorpartner beteiligt: Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Erhebung durch fachliche Expertise und finanzielle Mittel unterstützt. Aufgrund eines neuen Studiendesigns lassen sich nun auch Rückschlüsse für die Katholische Kirche ziehen.
Während einer Online-Pressekonferenz am Tag der Veröffentlichung hat der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Peter Kohlgraf, dazu aus Sicht der katholischen Kirche Stellung genommen. Das Bistum Fulda schließt sich dessen grundsätzlicher Einschätzung an, dass die Erhebung ein ungeschminktes und sehr facettenreiches Bild der aktuellen Lage von Religion und Kirche in Deutschland zeigt, in den Daten selbst aber noch nicht ihre Interpretation oder die daraus zu ziehenden Handlungskonsequenzen liegen. Dazu ist ein offener Diskurs nötig, den wir nach eingehender Studie der Erhebung sowohl im Bistum Fulda als auch auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz aufnehmen und aktiv mitgestalten werden.
Nach erster Sichtung und Einschätzung sind die Zahlen und Ergebnisse der Untersuchung in ihrer Deutlichkeit erschreckend. In der Grund-Tendenz waren sie aber absehbar: Es ist schon seit einigen Jahren ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, dass die Bindungskräfte relevanter Gruppen, Kräfte und Initiativen nachlassen. Das betrifft die großen Kirchen ebenso wie etwa Parteien, Verbände, Gewerkschaften oder Vereine. Wir beobachten diese Entwicklung mit Sorge und fragen uns, welche Auswirkungen es auf das Zusammenleben in unserer Gesellschaft hat, wenn die Bedeutung dieser traditionellen Wertegemeinschaften abnimmt. Die aktuellen Ereignisse im Heiligen Land und in Osteuropa zeigen, wie wichtig relevante Gruppen und starke Stimmen sind. Auch in gesellschaftlichen Debatten etwa um den Schutz des Lebens nehmen Vertreter der Kirchen eine wichtige Rolle ein. Nicht zuletzt sind die Kirchen nach wie vor stark in den Bereichen Erziehung, Bildung und Soziales engagiert, etwa über Kindergärten und Schulen sowie die engagierten Sozialverbände.
Für Kirchen und Glaubensgemeinschaften kommt zu den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen als zusätzliche Herausforderung eine zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft hinzu. Nicht nur die Kirchenbindung und die religiöse Praxis sind deutlichen Erosionsprozessen unterworfen: Das Phänomen betrifft auch Religiosität allgemein und christliche Glaubensvorstellungen. Gerade die Katholische Kirche muss sich dabei auch den kircheninternen Konflikten und Skandalen stellen. Dazu zählt auch, die Erfahrungen und Versäumnisse der Vergangenheit im Umgang mit Fällen von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt konsequent aufzuarbeiten.
Als Antwort auf die genannten gesellschaftlichen Entwicklungen arbeitet das Bistum Fulda seit Jahren an einem Kulturwandel hin zu einer Kirche im Dialog mit der Vielfalt ihrer Mitglieder und der säkularen Gesellschaft. Begleitet wird diese Kultur von einer Modernisierung der kirchlichen Strukturen und einem Konsolidierungskonzept mit dem Ziel, auch bei sinkenden Einnahmen die finanziellen und personellen Ressourcen zielgerichtet für die Kernaufgabe der Kirche einsetzen zu können: Die Menschen von heute mit der frohen Botschaft in Beziehung bringen.
Den in der Studie deutlich aufgezeigten Reformerwartungen ihrer Mitglieder und der Öffentlichkeit stellt sich die Katholische Kirche sowohl auf nationaler wie auf universalkirchlicher Ebene aktuell in verschiedenen synodalen Prozessen. Das Bistum Fulda gestaltet diese Entwicklungen aktiv mit. Ebenso ist aus der Studie eine hohe Erwartung an das soziale Engagement der Kirchen zu lesen. Dieser Verantwortung kommen wir auf vielen Feldern etwa mit dem umfangreichen Engagement unserer Sozialverbände wie der Caritas, den Maltesern, der KAB, Kolping und vielen mehr nach.
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