Spitzenvertreterinnen und Spitzenvertreter der Evangelischen Kirche, der katholischen Bistümer und der Gewerkschaften in Hessen haben sich in einem gemeinsamen Gespräch gegen die wachsende Ungleichheit ausgesprochen. Sie fordern dazu die Landesregierung auf, mehr Maßnahmen zu ergreifen, um bessere und gerechtere Lebensbedingungen für alle Menschen in Hessen zu schaffen.
Laut dem aktuellen hessischen Sozialbericht stieg die Zahl der Menschen, die mit deutlich weniger Geld als der Durchschnitt über die Runden kommen müssen, um drei Prozent. Mit 17,4 Prozent im Jahr 2020 lag der Anteil dazu auch höher als die Quote in den westdeutschen Bundesländern (15,5 Prozent).
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing formuliert die Einschätzung: „Der neue Sozialbericht in Hessen weist eine deutlich wachsende soziale Spaltung auf. Seitens der Bischöfe sehen wir die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Hessen in Gefahr – insbesondere mit Blick auf die Stadt-Land-Verhältnisse.“
„Gerade arme Haushalte sind überproportional von den steigenden Energie- und Mietkosten betroffen“, so Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Sie verweist zugleich darauf, dass die Fragen sozialer Gerechtigkeit sich seit Jahrzehnten weiter zuspitzen.
Dies verdeutlicht Bischof Dr. Michael Gerber am konkreten Beispiel, dass der Zugang zu Sprachkursen für Menschen mit Migrationshintergrund und die Anerkennung ihrer Bildungs- und Berufsabschlüsse eine Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe seien. Darüber hinaus gilt es zu verhindern, dass Bildungschancen weiterhin vom sozialen Status der Familien abhängig sind.
„Damit die Wirtschaft und der Strukturwandel sozial und ökologisch nachhaltig gestaltet werden können, muss die künftige Landesregierung die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen und Standards setzen. Dazu gehört, die natürlichen Ressourcen zu schonen und gute Arbeits- und Einkommensbedingungen zu schaffen. Mit Blick auf die Lebens- und Einkommenssituation vieler Menschen braucht es mehr Maßnahmen zur Armutsbekämpfung und gegen Ausgrenzung . Dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht, ist auch eine Folge der rückläufigen Tarifbindung. Wir sehen einen klaren Handlungsauftrag für alle beteiligten Akteure“ , so der DGB-Vorsitzende des Landesverbandes Hessen-Thüringen, Michael Rudolph.
Die Kirchenleitenden sowie die Spitzenvertreterinnen und Spitzenvertreter der Gewerkschaften formulieren einen Aufruf zur Wahlbeteiligung: Die freiheitlich-demokratische Grundordnung ist die Basis für das Wohlergehen aller Menschen in unserem Land und in Hessen. Für sie setzen sich Menschen unter anderem in Kirchen und Gewerkschaften aktiv ein. Bürgerinnen und Bürger tragen durch die Wahl demokratischer Parteien wesentlich zur politischen Willensbildung bei. Sie nehmen mit ihrer Beteiligung an der Landtagswahl am 8. Oktober 2023 ihr Grundrecht wahr. Dieses darf nicht leichtfertig preisgegeben werden.
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