An die Messfeier schließt sich gegen 20.45 Uhr die traditionelle Lichterprozession mit Aussetzung der silbernen Strahlenmadonna an: In diesem Jahr führt sie wieder vom Dom zur Pestsäule am Fuldaer Frauenberg und von dort zurück zum Domplatz.
Mariä Aufnahme in den
Himmel, volkstümlich „Mariä Himmelfahrt“, gilt als das älteste ausschließliche
Marienfest. Im Orient wahrscheinlich schon bald nach dem Konzil von Ephesus
(431) aufgekommen, wurde es von Kaiser Mauritius (gest. 602) auf den 15. August
festgesetzt. Über seine Feier in Rom enthält die erste Kunde ein
Evangelienverzeichnis von Würzburg aus dem 7. Jahrhundert. Papst Leo IV.
(847-855) gab ihm 847 eine Oktav. Im 9. Jahrhundert war es im Frankenland
allgemein verbreitet.
In Fulda Stadt und Land hat dieses Marienfest wohl schon früh Eingang gefunden.
Nach der schweren Pestepidemie des Jahres 1350 wurde zu Mariä Himmelfahrt die
sogenannte „Spenth-Prozession“ gestiftet, die jedes Jahr am Vortag zum
Frauenberg führte und mit einer besonderen Armenspendung verbunden war. Laut
Kalendar des Präsenzregisters der Fuldaer Stadtpfarrkirche von 1486/87 wurde
das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel am 15. August als „festum chori et
fori“, d.h. als öffentlicher Feiertag,
begangen.
Eine Marienlegende, die in der Volksfrömmigkeit besonderen Anklang fand, gibt an, dass die Apostel im Sarg der Gottesmutter statt des Leichnams Blumen gefunden hätten. Das verweist vermutlich auf Juvenalis, einen Bischof von Jerusalem in der Mitte des 5. Jahrhunderts, der gegenüber Kaiser Marcianus geäußert haben soll, dass die Leichentücher, in die Maria eingewickelt worden sei, „einen unbeschreiblichen Wohlgeruch verbreitet“ hätten. Von daher rührt wohl der Brauch, am Tag Mariä Himmelfahrt Kräuterbüschchen und Blumensträuße zu segnen. Im Hochstift Fulda ist bereits aus dem späten Mittelalter überliefert, dass am Fest Mariä Himmelfahrt überall „die kreuter und äpfel benediciert“ wurden.
Der Fuldaer Dom, die Kathedralkirche der Diözese, hat zum Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel einen besonderen Bezug: Als die Weihe des heutigen Barockdomes erfolgte, wurde zwar das Patrozinium (Salvator, d. h. Christus als Erlöser) der alten Stiftskirche übernommen, der Hochaltar jedoch am Vortag des Festes Aufnahme Mariens in den Himmel zu Ehren der Assumpta (der in den Himmel aufgenommenen Gottesmutter Maria) konsekriert (14. August 1712). Jedem Dombesucher fällt gleich das eindrucksvolle Bildwerk über dem Hochaltar ins Auge. Auf vier großen Voluten erhebt sich die Gloriole der Aufnahme Mariens: jubelnde Engel tragen auf Wolken die Gottesmutter zum Himmel, wo sie von der Trinität zur Krönung empfangen wird.
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