August Ratzmann, 1880
Die Restaurierung der historischen Ratzmann-Orgel bildete den Abschluss der sich über mehrere Jahre erstreckenden Renovierung der Aufenauer Pfarrkirche. Die Arbeiten an der Orgel wurden von der Fa. Andreas Schmidt (Linsengericht-Altenhasslau) durchgeführt. Die Orgel, welche als mechanisch angesteuerte Kegelladenorgel im Jahr 1880 erbaut wurde, war das letzte Instrument, welches unter dem Namen August Ratzmann und Söhne erbaut wurde, denn August Ratzmann starb am 25.November desselben Jahres. Die Orgel hat im Laufe ihrer Geschichte relativ wenig Eingriffe und Veränderungen über sich ergehen lassen müssen; es ist eine Seltenheit, dass bis auf die Balganlage sowie einige Pfeifen (im Prospekt/sowie weitere aufgrund von kleineren Dispositonsänderungen) alle Teile original erhalten blieben. Wegen der starken Schäden war die Orgel jedoch schon seit 1992 nicht mehr im Betrieb und wurde interimsweise durch eine "E-Orgel" ersetzt.
Aufgrund der im Vergleich zu anderen Instrumenten von Ratzmann geringen Eingriffe und Umbauten war es gut möglich, der Orgel ihre ursprüngliche Gestalt wieder zu geben. Heute ist wieder nach entsprechender Intonation das warme, romantisch-orchestrale Klangbild zu hören.
Von 594 Pfeifen für die 12-Register-Orgel sind 487 original erhalten. Der Bourdon 16´ wurde komplett neu nachgebaut, an dessen Stelle war in späterer Zeit eine 2´Hohlflöte eingebaut worden. Ferner wurden die 33 Prospektpfeifen des Prinzipal 8´ und Oktav 4´ durch Zinnpfeifen ersetzt, diese waren während des 1. Weltkrieges durch Zinkpfeifen ersetzt worden. Schließlich wurden für die tiefsten 8 Töne(C-G) der Viola da Gamba wieder Holzpfeifen rekonstruiert; diese Pfeifen sind wohl wegen Holzwurmbefall im Laufe der Jahre gegen Zinkpfeifen ausgetauscht worden.
Neu sind ein leistungsfähigerer Motor und die Balganlage. Die Balganlage war nicht mehr original vorhanden und unpassend für die Orgel. Statt eines modernen Regelbalgs wurde von der Firma Schmidt eine Rekonstruktion einer Kastenbalganlage gewagt, wie sie bei Ratzmann-Orgeln bis 1880 üblich war. Gegenüber Doppelfaltenbälgen liefert ein Kastenbalg einen druckgleichen Wind; Kastenbälge funktionieren nach dem Prinzip einer Luftpumpe.
Die Windverbindung zwischen Balganlage und Windlade - die Kanalanlage - wurde ebenfalls neu konstruiert. Die Windladen wurden komplett überholt und restauriert, die Schäden durch Holzwurmbefall waren sehr groß.
Entsprechendes galt für die Traktur. Besonders groß waren die Schäden bei den aus Obstbaum gefertigten Teilen wie Ärmchen, Winkelbalken und Lagern. Die Glättungen von Bohrungen, die Entrostung der Stifte, die Korrektur des Spiels sowie eine gute Justierung trugen dazu bei, dass nach der Restaurierung ein guter Spielcharakter (wie 1880!?) vorhanden ist.
Eine Augenweide sind der vorbildlich renovierte Spieltisch und das Gehäuse der Orgel. Der Spieltisch war trotz großer Verschleißerscheinungen gut erhalten, die Bauart war typisch für Ratzmann, so dass eine Orientierung an anderen Instrumenten gut möglich war (vgl. Ratzmann-Orgeln in Schwarzenfels, Rossdorf und Schönstadt). Die Pedalklaviatur war nicht mehr original und wurde von der Fa. Schmidt nach Bauart Ratzmann rekonstruiert.
Malerarbeiten am Gehäuse wurden von der Fa. Gösel/ Fulda durchgeführt.
Die gesamten Arbeiten wurden im Rahmen eines Restaurierungsberichtes fotodokumentarisch festgehalten.
Regionalkantor Thomas Wiegelmann
03/06
Bistum Fulda
Bischöfliches Generalvikariat
Paulustor 5
36037 Fulda
Postfach 11 53
36001 Fulda
Telefon: 0661 / 87-0
Telefax: 0661 / 87-578
Bistum Fulda
Bischöfliches Generalvikariat
Paulustor 5
36037 Fulda
Postfach 11 53
36001 Fulda
Telefon: 0661 / 87-0
Telefax: 0661 / 87-578
© Bistum Fulda