In der Mitte des Raums steht eine große Schale voller echter Perlen, als Symbol für die Seele. Jede und jeder darf eine Perle mitnehmen. Die Perlen werden sich mit den Menschen im Lauf des Sommers über die ganze Welt verteilen. Das gibt der Installation den Namen: „Poem of Pearls“.
Schon am Tag der Eröffnung am 4. Juni fielen lobende Worte: „Ganz herzlichen Dank für diesen wunderbaren Raum, ein großes Geschenk, wir kommen wieder“, sagte eine Besucherin zur Künstlerin Birthe Blauth. Bischof Dr. Michael Gerber eröffnete damals den neuen „KunstRaumKirche“. Die Gambenspielerin Laura Frey erkundete ihn mit Musik an vier unterschiedlichen Positionen im Raum.
Diözesanbaumeister Martin Matl führte in das Werk der Münchener Künsterlin ein: „In der Installation von Birthe Blauth wird der Gang durch die Kirche zu einer Reise, die über Schwellen und Übergänge hinweg in Ruhe und Begegnung hineinführt und schließlich zum eigenen Selbst. Damit lässt sie uns neu erleben, welche Kraft kirchliche Räume entfalten können, wenn ihre Struktur und Bildsymbolik neu gesehen und gestaltet wird.“
Einen besonderen Eindruck hinterließ auch die musikalische Andacht, die Bischof Gerber zum Abschluss des Tages feierte. Er ging gemeinsam mit den Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesuchern durch das Labyrinth, betete in der Transitzone und widmete sich auf Kunstrasen dem Philipperhymnus. Regionalkantor Thomas Pieper an der Orgel und Judith Gerdes an der Oboe und dem Englischhorn spielten dazu Musik.
Zur partizipativen Installation Poem of Pearls gibt es ein vielfältiges Begleitprogramm. Jeden Donnerstag ab 19 Uhr spielen Studierende der Musikakademie der Stadt Kassel „auf eine halbe Stunde Musik“. In den zweiwöchentlichen Dienstagabendgesprächen und Samstagsmatineen widmen sich namhafte Referent*innen einem besonderen Thema und kommen darüber auf dem Kunstrasen mit dem Publikum ins Gespräch. Der „Sonntag.Gottesdienst“ um 18 Uhr steht ganz im Zeichen der Perle und des Paradieses. Jeden Montagabend sind alle „kurz vor Schluss“ eingeladen, sich vorlesen zu lassen. Führungen gibt es an ausgewählten Dienstagen und Samstagen, dazu jeden Donnerstag und Sonntag.
- 28. Juli, 4., 11., 18. und 25. August um 19 Uhr: Auf eine halbe Stunde Musik: Studierende der Musikakademie Kassel „Louis Spohr"
Elisabethkirche, Friedrichsplatz 13, 34117 Kassel
4. Juni 2022 bis 2. Oktober 2022
Mo-Sa: 11 bis 20 Uhr, So: 12 bis 20 Uhr
Eintritt zur Ausstellung und zu allen Begleitveranstaltungen: frei; um Spenden wird gebeten.
Wie schon 2002, 2007, 2012 und 2017 nehmen das Bistum Fulda und die Katholische Kirche Kassel auch 2022 die documenta-Zeit als Gelegenheit wahr, einen eigenen Raum für Gegenwartskunst zu öffnen: die Elisabethkirche am Friedrichsplatz. 2012 sorgte die Turmfigur von Stephan Balkenhol für Aufsehen und eine heftige Debatte in Kassel. Zu Anne Gathmanns Installation „Statik der Resonanz“, einem Band aus mehr als viertausend Aluminiumelementen, das in Form einer Kurve das ganze Kirchenschiff durchmaß, kamen rund 58.000 Besucher/innen. Für Diözesanbaumeister Martin Matl sind die Bilder und Räume der Kirche stets mehr als eine bloße Erfüllung von zugewiesenen Funktionen: „Das Bistum Fulda engagiert sich für den Dialog zwischen Kirche und Kunst, weil dort Formen und Bilder entstehen können, die aus alltäglichen Zwängen hinausführen und die Weite des Daseins erschließen. Die Kunst der Gegenwart kann Diskussionen und Erfahrungen anstoßen, die wir in Kirche und Gesellschaft immer neu brauchen.“ PGR-Sprecher Georg Klein ist überzeugt: „Poem of Pearls wird im documenta-Sommer nicht nur den Raum der Elisabethkirche verändern, sondern auch die Menschen, die ihn besuchen.“
Birthe Blauth promovierte an der LMU München in Kulturwissenschaften mit den Schwerpunkten Religionsethnologie und Kunstgeschichte. Seit 2003 arbeitet sie als Künstlerin. Sie beschäftigt sich mit den Mustern und Gesetzen, die unsere Wahrnehmung bestimmen, mit denen wir unser Umfeld strukturieren und unsere Kultur entwickeln. Sie hat für ihre Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen bekommen, zum Beispiel den HausderKunstPreis oder den Dr. Theobald-Simon Preis. Sie war Residentin am renommierten International Studio & Curatorial Program in Brooklyn/New York. Seit Jahren ist sie in zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten.
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